Die wenig bekannte Geschichte des Grootsees am Märkerweg

Historisches aus dem Niendorfer Norden

Die Parkanlage Märkerweg im Niendorfer Norden hat eine lange Geschichte. Sie beginnt 1918, als der Schneider Kossmann mitten im weitläufigen Ohmoor den Badebetrieb am Grootsee eröffnete. Mit einem Moorbad für die Gesundheit, mit zwei großen Teichen für Kinder und für Schwimmer.

Das Grootsee-Bad war in den schlimmen Nachkriegszeiten des Ersten Weltkriegs ein erholsamer Anziehungspunkt nicht nur für die Niendorfer, die um die Kirche am Marktplatz wohnten und zum Torfstechen in den Norden kamen. Vor allem kamen gern auch die ländlichen Bewohner ringsum aus dem Amtsbereich Pinneberg, zu dem Niendorf und Schnelsen noch bis 1937 gehörten, bevor die „Kollaudörfer“ nach Hamburg eingemeindet wurden.

Das Bad überlebte auch den Zweiten Weltkrieg, blieb das kleine Erholungs- und Kinderparadies, noch heute fest verankert in mancher Familiengeschichte. Es musste erst nach und nach der zunehmenden Bebauung weichen, als seit den 1960/1970ger-Jahren der neue Stadtteil Niendorf-Nord heranwuchs. 1960 wurde der Badebetrieb geschlossen, die großen Teiche zugeschüttet. In der neuen „Parkanlage Märkerweg“ blieb der Ententeich erhalten, der ganz entfernt noch an das einstige Badeleben erinnert. Die Familie Kossmann lebte weiter in ihrem großen Holzhaus, auf dessen Veranda man einst Erfrischungen zu sich nehmen konnte. Das Haus brannte leider 2017 ab, viele Erinnerungsstücke verschwanden unwiderruflich. Walter Kossmann (81), der Enkel des Gründers, zog weg, bleibt aber Niendorf verbunden.

Marc Schemmel, Bürgerschaftsabgeordneter und von Haus aus Historiker, hat in seinen Kinder- und Jugendtagen hier im Park Fußball gespielt. Er gab nach einem Treffen mit Walter Kossmann den Anstoß zu einer Erinnerungstafel an das Entstehen des Bades. Die Bezirksversammlung Eimsbüttel kam dem Antrag vor zwei Jahren zur Aufstellung einer Tafel in der Parkanlage Märkerweg gern nach, denn: Die Herstellung wurde großzügig gespendet. Walter Kossmann finanzierte den größten Teil. Harry Weigel (98) der zur Kossmann-Familie gehört und vielen Menschen aus seiner langen Tätigkeit für den Sozialverband VdK und der Behinderten Arbeitsgemeinschaft (B.A.G) Niendorf und auch im Bürgerverein bekannt ist, legte auch etwas dazu.

Der Geschichtsverein Forum Kollau, der auch die Entwicklung des Niendorfer Nordens festhält, nahm die Sache gern in die Hand: Ingelor Schmidt stellte den Inhalt der Tafel zusammen, Joerg Kilian steht für das Design, die traditionsreiche Schlosserei Wiechers formte das Stahlgestell und Herwyn Ehlers baute es mit seinem Team fachmännisch ein. Das Fachamt Öffentliches Grün vom Bezirk half, den richtigen Platz zu finden und wird sich weiter um den neu entstanden Erinnerungsort kümmern. Am 4.Juni fand die Einweihung im coronabedingt kleinen Kreis statt.

„Die vielen Menschen, die ganz neu hierherkamen, wissen oft gar nicht viel über ihre neue Heimat“, sagt Rainer Funke, Vorstand des Vereins, “aber immer freuen sie sich, wenn sie von manchmal überraschenden Begebenheiten und Geschichten von damals erfahren“. Und: „Wir planen auch für andere Orte in unseren Stadtteilen solch etwas ausführlicheren historischen Informationstafeln. Für Anregungen sind wir dankbar!“

Ingelor Schmidt
Forum Kollau