Nordlichter im Schwarzwald

Der BüV in Deutschlands „Genießerecke“

Zum vierten Mal hatte unser „Reisefachmann“ Wolfgang Häßler für uns eine Reise ins badische Land organisiert. Als wir in unseren Bus am 11. September einstiegen, gab es die erste Überraschung: Der Bus war nicht ausgebucht. Aus Krankheits- und anderen persönlichen Gründen war unsere Reisegruppe auf 38 Personen zusammengeschrumpft. Das hatte aber für Eduard Echle, den Hotelier des Hotels „Drei Könige“ in Oberwolfach den Vorteil, dass er allen Mitreisenden ein Einzelzimmer geben konnte.

Wettermäßig war unser Sommer 2016 ja fast ausgefallen, aber im September gab es in den letzten Tagen des meteorologischen Sommers noch einmal Sonne pur. Bei schönstem Wetter fuhren wir mit unserem Bus der Oberwolfacher Busfirma Heizmann in 11 Stunden in unser Standquartier im Wolftal. Am Lenker saß „unser“ Chauffeur Thorsten Grieshaber (genannt: Torschten), der uns schon in den früheren Jahren kutschierte. In Oberwolfach wurden wir vom Ehepaar Echle, den Eheleuten Nowack und dem Busunternehmer Heizmann herzlich begrüßt.

Wolfgang Häßler hatte für die kommenden acht Tage ein abwechslungsreiches Ausflugsprogramm zusammengestellt. So fuhren wir am nächsten Tag nach Hornberg zur Fa. Duravit. Wir wurden in die Fertigung der Sanitärkeramik eingeführt. Im Fabrikgebäude dort steht die weltgrößte Toilettenschüssel. Sie steht direkt hinter den Kantinenräumen und Vortragssälen und dient insbesondere den Rauchern in Sitzungspausen. Nachmittags besuchten wir Schiltach und das dortige Apothekenmuseum. Unser nächstes Ziel war die Klosterbrauerei in Alpirsbach mit Brauereibesichtigung und für alle ausreichendem „Probetrunk“.

Am folgenden Tag ging es an den Bodensee. Mit der Autofähre setzten wir nach Konstanz über und fuhren auf die Insel Mainau. Ein einziger riesiger Pracht–Garten; insbesondere die Dahlien standen in voller Blüte. Sowohl das Schloss als auch die Schwedenschänke waren für sich allein schon die Reise wert.

Auch ein Freiburg–Besuch stand auf dem Programm. Im Zünftemuseum haben wir uns nicht nur die Trachten der Freiburger Fasnachtszünfte angesehen, sondern auch das Mittagessen — bestehend aus Wein und Butterbrezeln — zu uns genommen. Für einen Spaziergang durch die Innenstadt mit ihren Bächle reichte es glücklicherweise.

Am Abend waren wir in Oberwolfach in der hauseigenen Brennerei. Eduard Echle zeigte und erklärte uns, wie man Obstgeister brennt. Der rote Kirschgeist wurde dann an den kommenden Abenden unser Lieblingsgeist.

Einer der Höhepunkte unserer Reise war der Besuch des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe. Nach einer Passkontrolle wurden wir in den großen Sitzungssaal geführt, den wir alle aus den Nachrichten kennen. Eine Mitarbeiterin erläuterte uns Aufgaben und Arbeit des BVerfG’s. In der Bibliothek ließ ich mir § 1 Abs. 1 des original Groß–Hamburg–Gesetzes vom 26. Jan. 1937 vorlesen: „Auf das Land Hamburg gehen von Preußen über: die Gemeinde Lokstedt (Landkreis Pinneberg, Regierungsbezirk Schleswig).“

Auch einen halben Tag (ohne Programm) zur freien Verfügung hat es gegeben, den wir zum Spaziergang nach Wolfach nutzten. Wolfach war früher einmal eine Flößerstadt. In Schautafeln ist an der Wolf und der Kinzig dies wunderbar erklärt. An einem weiteren „freien“ Tag konnten wir vormittags uns nach Wolfach und mittags zurück fahren lassen. Am späten Nachmittag führte Herr Echle uns dann vor, wie man eine echte Schwarzwälder–Kirschtorte backt. Wichtig ist dabei, dass man das Kischwasser in die Sahne rührt und nicht damit den Tortenboden benetzt. Der anschließende Verzehr der soeben gebackenen Torte mit einem Kännchen Kaffee war ein Genuss.

Auch die Abende waren nicht immer frei: Ein Geist an der Bar oder der Besuch einer Trachtenkapelle aus Hochstetten beglückte uns mit tollen Volkstänzen und einem Sketch.

Unser letzter Tag führte uns ins Elsass. Nach Colmar konnten wir leider nicht hinein, weil dort ein Marathonlauf stattfand. Wir sind dann direkt auf der Elsässischen Weinstraße in das Winzerstädtchen Riquewihr (Reichenweiher) gefahren. Trotz des leichten Regens haben wir dieses schöne Fachwerkdorf einschließlich der dortigen Lokale genießen können.

Am letzten Abend ergriff ich dann nach dem Essen das Wort und dankte Wolfgang Häßler herzlich für die Ausrichtung der vielen Tages- und Mehrtagesfahrten, die er in den vergangenen zwei Jahrzehnten für unseren BüV organisiert hat. Die insgesamt vier Schwarzwaldfahrten gehörten insoweit zu den Höhepunkten. Da Wolfgang Häßler angekündigt hatte, dass diese Reise seine letzte Fahrt sein würde, die er vorbereitet hat, hatte Frau Kilian es in die Hand genommen, für ein kleines Präsent zu sammeln. Wir konnten deshalb ihm einen Umschlag überreichen mit dem Wunsch, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Wally in Hamburg das Musical „Das Wunder von Bern“ zu besuchen.

Am Abreisemorgen machten wir noch ein Gruppenfoto vor dem Hoteleingang und Ehepaar Echle sowie Busunternehmer Heizmann verabschiedeten sich von uns per Handschlag. Mit Torschten und einem Kollegen ging es dann auf direktem Weg nach Hamburg zurück.

Jürgen Frantz