Sundermann‘s Palmengarten-Lichtspiele

Ein Palast der Träume in Niendorf

Eine Woche vor Weihnachten 1948 wurde durch die Explosion eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände des Altwarenhändlers Asmus, Tibarg 31a, das Palmenhaus und der Tanzsaal des früheren Park-Hotels, seit 1936 Firmensitz der Landschaftsgärtnerei Gustav Sundermann, so stark beschädigt, dass beide abgerissen werden mussten.

Das Palmenhaus war das Winterquartier von bis zu 8 Meter hohen Palmen in Transportkübeln, die Sundermann in den Sommermonaten an Restaurants, Parks und Hotels in ganz Norddeutschland vermietete. An Stelle des Saales wurde nach Plänen des Hamburger Architekten Prof. Cäsar F. Pinnau die Palmengarten-Lichtspiele mit 552 Plätzen, fünf Logen und einer 8×5 Meter großen Leinwand mit dunkelrotem Samtvorhang errichtet. Das Eingangsportal mündete in ein langgestrecktes Foyer, das die Gäste in den quer zum Foyer befindlichen Saal führte. Im Dezember 1949 war die Eröffnung.

Die Filmvorführungen erfolgten mit einem damals hochmodernen Ernemann VII-B-Projektor und einem leistungsstarkem Eurodyn-Klangfilm-Gerät. Im Vorprogramm einiger Filme gab es eine musikalische Darbietung auf der Bühne. Der Organist und Chorleiter Gerhard Gregor (1906 bis 1981), bekannt aus der in den 1940er und 1950er Jahren beliebten Radiosendung „Gerhard Gregor an der Funkorgel“ des NWDR (ab 1956 NDR), war ein häufiger und gern gesehener Gast. Die Kinobühne wurde auch für Kindertheater, Tanzdarbietungen, Schauspiel und Komödien genutzt.

In einem 1959 fertiggestellten Anbau rechts vom Kinoeingang befanden sich das Modefachgeschäft Irma Poll (vorher Tibarg 44) und eine Filiale der Hamburger Kaffeerösterei Übersee-Kaffee – Konsul Werner Limberg KG, die beide nach der Schließung des Kinos in das Haus Tibarg 27 (Malereibetrieb Kurt Röttger) umzogen.

Die letzte Vorstellung im Palmengarten-Lichtspiele fand im Mai 1963 statt. Eingangsbereich, Foyer und Saal wurden umgebaut, ein Bolle-Supermarkt (eine Filiale der Meierei C. Bolle aus Glinde) war der erste Mieter. Vom Tibarg 20d siedelte die Buchhandlung W.F. Sommer Kg, die später von der Thalia Buchhandlung (seit 2016 Thalia Bücher GmbH) übernommen wurde, hierher um. Heute befinden sich im früheren Supermarkt eine Filiale der Firma Rossmann-Drogeriemarkt und in der ehemaligen Thalia-Buchhandlung das Handarbeitsfachgeschäft Strick & Stick Focke GmbH.

An der Außenseite der Wand auf der südlichen Seite des Grundstücks ist ein wandfüllendes Graffito (Mural) zu sehen, das die historische Villa und das Palmengarten-Lichtspielhaus zeigt. Es ist ein Auftragswerk und wurde 2017 von dem Hamburger Künstler Vincent Schulze angefertigt.

Manfred Meyer
Forum Kollau e.V