Der Zentralausschuß von 1886 r.V.

Bürgervereine in Hamburg

Der erste Bürgerverein in Hamburg gründete sich im Jahre 1846 und war eine Reaktion auf die im Bürgertum weit verbreitete Auffassung, der Senat kümmere sich nur um Hafen und Handel und lasse die Belange der Bewohner in den Stadtteilen außer Acht. Dem Vorbild von St. Pauli folgten bald weitere Vereine in den übrigen Stadtteilen. 1886 schlossen sie sich zum Zentralausschuß Hamburgischer Bürgervereine von 1886 r.V. zusammen, weil sie schnell bemerkt hatten, dass man vereint stärker in der Durchsetzung seiner Forderungen ist.

Die Bürgervereine verstanden sich von Anfang an nicht nur als Kritiker, ganz im Gegenteil, sie wollten kons­truktiv an der Verbesserung der Lage der Menschen vor Ort mitarbeiten. Das unterscheidet sie noch heute von den zahlreichen Initiativen, die oft nur ein Thema haben und sich dann wieder auflösen. Das Engagement in den Bürgervereinen ist auf Dauer angelegt. Und weil das so ist, leiden auch sie, wie viele andere Vereine, unter Nachwuchsmangel.

Spätestens nach 1945 wurde die Politik gewahr, welchen Schatz sie mit den Bürgervereinen in der Stadt hat. Zum Dank dafür richtet der Senat einmal im Jahr für die Bürger den Bürgertag aus, der im Großen Festsaal des Rathauses stattfindet. Zu diesem Bürgertag werden Mitglieder aller Bürgervereine eingeladen, auch wenn sie nicht oder nicht mehr Mitglieder des Zentralausschusses sind.

Bürgervereine sind auch im 21. Jahrhundert nicht überflüssig, ganz im Gegenteil. Unsere Gesellschaft zerfasert immer mehr, der gesellschaftliche Zusammenhalt ist aus unterschiedlichen Gründen gefährdet. Denn gerade in Zeiten großer Herausforderungen, wie z.B. durch die nach 2015 sehr hohe Zahl von Flüchtlingen, die in die Stadt strömten, haben sie in ihren Stadtteilen bewiesen, dass es ihnen nicht nur um die eigenen Vereinsbelange geht, sondern dass sie sich als Sachwalter für alle Menschen verstehen, die in Hamburg leben oder leben wollen.

Der Zentralausschuß hat deshalb vor nunmehr 5 Jahren einen eigenen Bürgerpreis ausgelobt, der Menschen oder Gruppen auszeichnet, die sich ganz besonders um die Stadt verdient gemacht haben. Der Preis wird auch in diesem Jahr wieder verliehen werden.

Dr. Herlind Gundelach, Präses ZA