Kuschelwahlkampf in Eimsbüttel

Harmonie beim Kandidatenhearing des Bürgervereins

Es ist geschafft. Die Wahl zum neuen Deutschen Bundestag hat die Karten im politischen Berlin neu gemischt. Eine Große Koalition wird wohl das Land die nächsten vier Jahre regieren und von einer kleinen Opposition aus Linke und Grünen kontrolliert werden.

Der Wähler hat entschieden. Doch bevor am 22. September die Ergebnisse der Wahl über den Fernsehschirm flimmern konnten, waren alle Wählerinnen und Wähler dazu aufgerufen für ihren Kandidaten und Partei zu stimmen. Der Bürgerverein schaffte im Wahlkampf ein Forum für alle Direktkandidaten im Wahlkreis Eimsbüttel und lud zum Kandidaten-Hearing in die Anna-Warburg Schule ein.

Anna Gallina (Grüne), Kersten Artus (Linke), Rüdiger Kruse (CDU) und Niels Annen (SPD) stellten sich den kritischen Fragen des Publikums und warben für ihre Ideen und Politik. Der Kandidat der FDP Burkhard Müller–Sönksen sagte kurzfristig ab und stand daher nicht zur Verfügung.

Neben den klassisch kontroversen Themen wie Mindestlohn, Haushaltskonsolidierung und Energiewende, bestimmten auch Hamburger Themen die Diskussion. Hafenentwicklung, Busbeschleunigung und die jüngsten Geschehnisse rund um das geplante Asylbewerberheim wurden mit dem Publikum rege diskutiert. So machten sich besonders Betroffene der Busbeschleunigung Luft und kritisierten die Politiker scharf.

Auffällig an diesem Abend war, dass es wenig um klassische Wahlkampfthemen, wie Rente oder die Ausgestaltung der Pflege und des Gesundheitswesens ging, was bisher Dauerbrenner bei ähnlichen Podiumsveranstaltungen waren. Vielmehr fragte das Publikum nach den Themen persönliche Freiheiten und Überwachungsstaat sowie nach den Ideen der Kandidaten dem politischen System mehr direktdemokratische Elemente zu verleihen, wie etwa die Direktwahl des Bundespräsidenten oder Volksentscheide auf Bundesebene. Nicht zuletzt die Sorge über die eigene persönliche Freiheit dürfte durch die Enthüllungen rund um die amerikanische NSA in den Fokus vieler gerückt sein.

Andreas Stonus, stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins, moderierte gekonnt die Diskussion und achtete darauf, dass keine Frage vergessen oder gar umgangen wurde. Rundum resümiert Andreas Stonus, dass viel Einigkeit zwischen den Kandidaten herrschte. Selten waren Momente des Angriffs auf den Gegner oder der kontroversen Gegenrede auszumachen.

Der ein oder andere kleine Seitenhieb wurde dann aber doch verteilt. Kersten Artus musste hinnehmen, dass Rüdiger Kruse ihr ihre ehemalige Mitgliedschaft in der Deutschen Kommunistischen Partei vorwarf und aus dem Publikum sah sich Niels Annen mit Vorwürfen des internen SPD Postengeschachers im Zuge seiner Kandidatur konfrontiert. Als die Ergebnisse der Wahl am 22. September vorlagen, gab es viel Grund zur Freude. Niels Annen gewann das Direktmandat von Rüdiger Kruse und vertritt so Eimsbüttel im Bundestag direkt.
Aber auch Kruse ging nicht leer aus. Über die Landesliste Hamburg sitzt auch er weiter in Berlin und setzt alles daran, seine Arbeit der vergangenen Legislaturperiode fortzuführen und dazu neue Akzente zu setzen.