Blühende Haltestellen in Hamburg

Blühwiesenprojekt von Deutscher Wildtier Stiftung und hvv

Hamburg tut etwas für Wildbienen. Gemeinsam mit dem Hamburger Verkehrsverbund (hvv) gestaltet die Deutsche Wildtier Stiftung brachliegende Flächen an U- und S-Bahnhöfen in Blühwiesen um. Vor gut zwei Jahren wurden die Flächen der Bezirke im Umfeld der Bahnhöfe Sternschanze, Ohlsdorf, Burgstraße und Billstedt unter fachlicher Anleitung der Stiftung wildbienenfreundlich bepflanzt. Ziel ist es, praxistaugliche Maßnahmen umzusetzen und damit beispielhaft zu zeigen, wie Artenschutz in einer Großstadt funktionieren kann, der ganz nebenbei auch noch schön aussieht. Dabei kommen nur in Hamburg heimische und an den jeweiligen Standort angepasste Pflanzenarten zum Einsatz, die von Wildbienen nachweislich gut als Futterpflanzen angenommen werden.

Im vergangenen Jahr untersuchten Experten die Flächen, jetzt liegen die Ergebnisse dieses Monitorings vor. Die erfreuliche Bilanz: Auf den Wiesenstücken fanden die Biologen zahlreiche seltene Wildbienenarten und sogar eine in Hamburg noch nie nachgewiesene Grabwespenart. Insgesamt konnten 61 Wildbienenarten auf den Flächen nachgewiesen werden. Darunter auch 13 spezialisierte Wildbienenarten, die nur den Pollen bestimmter Blühpflanzen nutzen können – also Arten mit besonders hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum.

Die Funde zeigen, dass es nicht darauf ankommt, dass Flächen für Wildbienen besonders groß sind, sondern vor allem, dass es viele Flächen für sie gibt, die mosaikartig über die Stadt verteilt sind. Erst vor Kurzem konnte auf Gründächern, die von der Wall Decaux GmbH und der Deutschen Wildtier Stiftung auf Bushaltestellenhäuschen in der Hamburger Innenstadt angelegt worden waren, ebenfalls eine Reihe seltener Wildbienen- und Wespenarten nachgewiesen werden. Bemerkenswert ist dabei das Auftreten von drei auf bestimmte Blütenpflanzen spezialisierten Bienenarten.

Das zeigt sehr deutlich: Diese kleinen Teilflächen können als sogenanntes Trittsteinbiotop dienen, also als eine Art Rastplatz inmitten der stark versiegelten Stadt. Wildbienen und andere Insekten können sie zum Sammeln von Pollen und Nektar nutzen, um von dort aus neue Refugien zu erschließen. Die Untersuchungen haben auch gezeigt, dass sogar einzelne Wildbienenarten auf den Gründächern genistet haben.

Und nicht nur die Insekten profitieren von den bunten Wiesen und begrünten Bushaltestellen. Für Fahrgäste und Passanten sind die bunten, lebendigen Flächen ein hübscher Anblick und die dort aufgestellten Infotafeln vermitteln ihnen Wissen über die Lebensweise und Bedürfnisse von Wildbienen.
Um den bedrohten Bestäubern auch weiterhin zu helfen und Wildbienen sowie viele andere Insekten zu unterstützen, planen der hvv und die Deutsche Wildtier Stiftung weitere wildbienenfreundliche Umgestaltungen von Grünflächen an U- und S-Bahnhöfen in Hamburg.

Manuel Hensen
Deutsche Wildtier Stiftung