Einzigartiger Einblick in die Containerterminals
Das wasserseitige Befahren des Hamburger Hafens ist für Einheimische und Besucher fast Pflicht. Doch wie funktioniert das Be- und Entladen der Containerschiffe hinter den Kaimauern? Die „Tour der Giganten“ bietet dafür eine etwa dreistündige Busfahrt mit Einblicken hinter die Kulissen.
Unsere ausgebuchte Tour startete ab Niendorf Markt. In der HafenCity stieg unsere fachkundige Reiseleiterin Alexandra zu, die uns einen Überblick über die Speicherstadt und das Hafengebiet gab. Der Hamburger Hafen steht in Konkurrenz zu Rotterdam und Antwerpen und muss sich ständig anpassen. Der Umschlag von ca. acht Millionen Containern jährlich ist relativ konstant, während das Kreuzfahrtgeschäft wächst (z. B. AIDA prima am Terminal Steinwerder).
Erster Halt war das Containerterminal Altenwerder, eine der modernsten Anlagen Europas mit strengen Sicherheitsvorschriften (z. B. Fotografierverbot). Hier werden auch militärische Güter umgeschlagen. Der Terminal hat einen eigenen Containerbahnhof mit neun 720m langen Gleisen. Vier Portalkräne können Ganzzüge abfertigen. Besonders beeindruckend waren die automatisierten Fahrzeuge (AGV), die über ein Netzwerk von 19.000 Transpondern gesteuert werden. Diese Fahrzeuge sind elektrisch und dienen bei einem „Blackout“ als Stromspeicher für wichtige Abnehmer wie Krankenhäuser.
Die Portalkräne arbeiten halbautomatisch: Während die AGV die Container vom Schiff abholen, werden LKW von Kränen bedient, die manuell von Fernsteuerplätzen aus operiert werden. Altenwerder ist zudem die weltweit erste zertifiziert klimaneutrale Containerumschlagsanlage.
Nach einer informativen Rundfahrt machten wir Pause im „Trucker Treff Altenwerder“, bevor es weiter zum Terminal Burchardkai ging. Burchardkai ist das älteste und größte Terminal für den Containerumschlag und beherbergt 140 Van Carrier, die 20- und 40-Fuß-Container transportieren. Die Fahrer sitzen auf 10 Metern Höhe und steuern den „Spreader“ durch einen Glasboden mit direktem Blick auf die Container.
Ein Twistlock, den Alexandra dabeihatte, veranschaulichte die Verriegelungstechnik. Vor Ort sind auch das Einfuhr- und Veterinäramt sowie das Zollamt angesiedelt, wobei die Kontrolle direkt am Terminal erfolgt. Jeder Container ist weltweit eindeutig registriert und mit Buchstaben und Ziffern oder QR-Codes gekennzeichnet, verwaltet vom „Bureau International des Containers“ in Paris.
Besonders beeindruckend war die Containerbrücke im Tandembetrieb, die vier 20-Fuß- oder zwei 40-Fuß-Container gleichzeitig bewegt. Am Burchardkai können sogar Großcontainerschiffe mit bis zu 24 Containerreihen be- und entladen werden, was äußerst effizient ist.
Abschließend gab Alexandra eine Einschätzung zur wirtschaftlichen Konkurrenz aus Göteborg, Danzig, Athen (Piräus), Rotterdam und Antwerpen. Nach einer erlebnisreichen Fahrt kehrten wir mit dem Bus nach Niendorf zurück.
Der Dank aller Teilnehmenden gilt dem Orga-Team des Bürgervereins.
Wolfgang Rottstedt