Ein neues Quartier entsteht in Hoheluft-West/Eimsbüttel

Wie eine städtebauliche Neuordnung gelingt

Die 1882 gegründete Beiersdorf AG ist nicht nur das einzige Hamburger Unternehmen, das im Börsenleitindex DAX notiert, sondern auch der einzige Konzern, dessen Zentrale beinahe an einer Fahrradstraße gestanden hätte. Doch das ist eine andere Geschichte …

Seitdem klar ist, dass sich der Stammsitz des Konsumgüterkonzerns zwei Straßen nach Norden verlagert, fragen sich nicht nur Stadtplaner, was mit dem Gelände zwischen Unnastraße und Quickbornstraße geschehen soll. Die Eigentümerin des Geländes, die Troma Alters- und Hinterbliebenenstiftung der Beiersdorf AG, möchte bis zu 900 Mietwohnungen dort errichten – davon ein Fünftel als geförderten (preisgünstigen) Wohnungsbau. 10 Prozent der Fläche sollen zudem für Kitas, Gewerbe, Gemeinschaft sowie kulturelle Zwecke verwendet werden.
Solch eine große Umplanung von einem Gewerbegebiet in ein neues Wohnquartier geschieht heutzutage natürlich nicht nur in irgendwelchen Amtsstuben. Schon bevor das eigentliche B-Planverfahren richtig in Gang gekommen ist, wurde ein breiter Beteiligungsprozess von Anwohnern und Interessierten angestoßen. Was damals alles im Rahmen einer „Stadtmacherei“ ersonnen wurde, lässt sich wunderbar im Internet (siehe Kasten nächste Seite) nachlesen.

Anfang Dezember 2019 startete dann die erste große Öffentliche Plandiskussion (ÖPD) in der modernen Aula des Gymnasiums Hoheluft. Mit einer Menge an Vorschlägen von Bürgerinnen und Bürgern begann das Verfahren, um die Umnutzung eines Gewerbestandortes zu einem urbanen Wohn- und Stadtquartier auch rechtlich zu ermöglichen. Insbesondere die Öffnung des Blockinnenbereiches durch neue Wegebeziehungen und ergänzende Nutzungen war da bereits vorgezeichnet. Es soll ja schließlich kein abgekapseltes reines Wohngebiet entstehen, sondern ein attraktives urbanes Viertel.

Mittlerweile hat auch der Ausschuss für Mobilität der Bezirksversammlung Eimsbüttel unter dem etwas sperrigen Titel „Kurzvorstellung Mobilitätskonzept Werk 1“ erfahren, was verkehrlich auf und um das Gebiet herum entstehen soll. Im Zentrum steht dabei eine Mobilitätsstation mit Zugang zur Tiefgarage. Diese bietet eine Kombination aus Rezeption, Mobilitätszentrale und Multi-Label-Paketshop. Dort müssen die Paketboten nicht mehr um die Häuser kreisen, irgendwo ihre großen Fahrzeuge in den Weg stellen und von Tür zu Tür eilen. Das hilft allen, die in dem großen Wohnblock wohnen, von der Umwelt ganz zu schweigen. Doch damit nicht genug. Auch für den ruhenden Verkehr wird gesorgt sein. Je Wohneinheit werden 0,5 unterirdische Stellplätze eingeplant sowie 0,15 Stellplätze je Besucher. Was wenig klingt, ist es jedoch keinesfalls. In den überaus dicht besiedelten Stadtteilen Hoheluft-West und Eimsbüttel gibt es je Haushalt lediglich 0,4 Kfz.

Bei solchen Werten könnte in der Unnastraße künftig dann wohl doch eine Fahrradstraße entstehen.

Lutz Schmidt


Weitere Informationen zum neuen Stadtquartier lesen Sie im Internet:

Internetauftritt der Troma Alters- und Hinterbliebenenstiftung zum Beteiligungsprozess

stadtmacherei-eimsbuettel.de

Bezirk Eimsbüttel – B-Pläne im Verfahren

Informationen zum Bebauungsplan Hoheluft-West 15/Eimsbüttel 38:
hamburg.de/eimsbuettel/bplaene-im-verfahren/11562710/hoheluft-west15/