Kutscherhaus wird Kulturmuseum?

Der Kampf für den Erhalt lohnt sich

Vor mehr als 100 Jahren vom Rathaus-Architekten Martin Haller gezeichnet und im Auftrag der Familie Amsinck erbaut, diente das Gebäude in der Stellinger Chaussee 34a bis zum Zweiten Weltkrieg zur Unterbringung des Kutschers, seiner Familie und seinem Kutschen-Fuhrpark. Gelegen am Ende einer Sackgasse in einem parkähnlichen Umfeld mit riesigen Bäumen ist die historische Immobilie seit Jahren unbewohnt und fristet ein unsicheres Dasein. Noch 2019 zum Verkauf angeboten, ist sie seitdem politisches Verhandlungsobjekt des Bezirks.

Der Bezirk will das Grundstück und auch das des benachbarten Privathauses „in das Verwaltungsvermögen von Stadtgrün (übernehmen), um in diesem Bereich eine Grünfläche zu entwickeln. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, die Grünverbindung aufzuwerten, die vorhandene Wegeverbindung zügiger zu gestalten und eine Verbindung zum Schulgelände und zum Amsinckpark herzustellen.“ (Beschluss vom 31. Januar 2020). Wie das Niendorfer Wochenblatt jüngst berichtete, droht jetzt der Abriss.

„Wir sind entsetzt, dass wieder einmal ein historisches Gebäude für die Erweiterung von Grünanlagen abgerissen werden soll, nur weil der Abriss einfacher ist, als über eine geeignete Nutzung nachzudenken. Wir werden zeitnah Möglichkeiten prüfen, das Haus – gern innerhalb des geplanten Parkareals – einer kulturellen Nutzung zuzuführen.“, so Forum Kollau gegenüber dem Niendorfer Wochenblatt.

Neben dem Kutscherhaus ließ Wilhelm Amsinck eine weitere Villa errichten, die ebenfalls von Haller entworfen wurde. Johann Heinrich Burchard war von 1903 bis 1912 Hamburgs Erster Bürgermeister, und in dieser Zeit war der deutsche Kaiser Wilhelm II. mehrfach zu Gast in der „Villa Burchard“. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie leider bis auf das Erdgeschoss zerstört. Der klägliche Rest wurde 1950 instandgesetzt, mit einem neuen Dach versehen und ist seitdem bewohnt.

Aus den Reaktionen auf einen spontanen Rundbrief entnehmen wir, dass es sich für den Erhalt und für einen kulturellen Betrieb zu kämpfen lohnt. Die Vision ist eine außerschulische Bildungsstätte, im Herzen des Bezirks, mit vielfältigen kulturellen Angeboten von vielen Akteuren: Workshops, Kurse, Vorträge, Ausstellungen, Sammlungen, etc. – ein Kulturmuseum für Eimsbüttel!

Joerg Kilian
Forum Kollau