Infonachmittag mit Besichtigung des Bismarck-Denkmals

Auf Einladung der Bramfelder Bürgerschaftsabgeordneten Regina Jäck sowie des BüV-Vorstandsmitglieds Sabine Steppat kamen am 6. Oktober 2023 mehr als zwanzig interessierte Bürgerinnen und Bürger am Bismarck-Denkmal in Hamburg zusammen, um den Koloss näher kennenzulernen. Einleitend informierte Prof. Dr. Loretana de Libero, Historikerin an der Führungsakademie der Bundeswehr, über die Entstehungsgeschichte des Monumentes sowie seine technischen Ausmaße und zeigte den historischen Kontext auf. 

Dieses wurde in Erinnerung an den ersten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck acht Jahre nach seinem Tod errichtet und nach einer fünfjährigen Bauzeit 1906 fertiggestellt. Architekt Emil Schaudt und Bildhauer Hugo Lederer entwarfen die 625 Tonnen schwere Statue. Sie besteht aus 100 Granitblöcken, die aus dem Schwarzwald stammen. Insgesamt misst das Monument eine Höhe von 34,3 Metern und ist somit das größte Bismarck-Denkmal Deutschlands, das sich auf einer Anhöhe im Alten Elbpark im Stadtteil St. Pauli befindet. Es stellt von Bismarck als Roland in einer Rüstung dar, ein Symbol städtischer Freiheit – an seiner Seite befinden sich zwei Adler. Seine Hände stützt er auf ein Schwert. Die Figuren zu seinen Füßen sollen die germanischen Stämme symbolisieren, sie wurden erst 1908 angebracht. 

Der Sockel des Monumentes wurde in der Zeit des Nationalsozialismus, in den Jahren 1939 bis 1941, zum Luftschutzbunker ausgebaut. Es ist schwer vorstellbar, dass er bis zu 950 Menschen Raum bietet. Zu ihm gelangt man durch eine schwere Metalltür, die normalerweise verschlossen ist, dessen Besuch Dr. Stefan Kleinschulte vom Amt für Denkmalschutz der Gruppe jedoch ermöglichte. Darin finden sich acht Räume, die sich um eine 15 Meter hohe steinerne Trommel unter der Statue versammeln. Über Treppen lassen sich die verschiedenen Ebenen der Schutzräume erreichen. Der Aufenthalt in diesem Beton-Bunker ist bedrückend, an den Wänden finden sich Malereien und martialische Zitate in altdeutschen Lettern. Von der Decke wachsen Stalaktiten herab – gruselig! 

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich immer wieder bauliche Probleme ergeben, weshalb mehrere Instandsetzungen erforderlich wurden – zuletzt neigte sich die Figur so sehr, dass das Monument in der Zeit zwischen 2020 und Juni 2023 saniert und außerdem gereinigt wurde. 

Sowohl Frau de Libero als auch Herr Kleinschulte berichteten, wie sehr die Meinungen hinsichtlich der Denkmalwürdigkeit der Person von Bismarcks divergierten. Während die einen ihn sehr kritisch, etwa als Vorreiter des deutschen Kolonialismus ansähen, lobten andere beispielsweise seine Verdienste um die Einführung der Sozialversicherung. Wie sollte also mit dem Denkmal umgegangen werden? Der Hamburger Senat  hat gemeinsam mit der Stiftung Historische Museen Hamburg unter dem Motto „Bismarck neu denken“ einen internationalen künstlerischen Wettbewerb ausgerufen, um Denkansätze zu entwickeln, die dazu anregen, sich mit der Geschichte des Standbilds zu befassen. 

Am Ende ging ein großer Dank für die lehrreichen und spannenden Informationen an Frau de Libero, Herrn Kleinschulte und an Frau Jäck sowie Frau Steppat für die Organisation. 

Sabine Steppat